Probiotika – Ein Präventionsansatz für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED)

Probiotika – Ein Präventionsansatz für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED)

B. Sc. Oecotrophologin Maike Barocke
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Probiotika – Ein Präventionsansatz für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) 

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) umfassen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. CED sind komplexe Krankheitsbilder, welche in industrialisierten Ländern zunehmend auftreten. Die anfängliche Diagnostik und Therapie sind wichtig, um besonders schwere Folgen zu verhindern. Die Erkrankungen treten beide schubweise auf. Colitis ulcerosa und Morbus Crohn werden gekennzeichnet von Entzündungen, welche in variablen Zeitabständen in unterschiedlichen Teilen des Darmes auftreten. Die Entstehung dieser Entzündungen können verschiedene Ursachen haben. Bis heute werden Zusammenhänge mit dem westlichen Lebensstil und damit verbundener Ernährungsgewohnheiten wissenschaftlich diskutiert.

Mikrobiom: 

Das menschliche Darmmikrobiom umfasst alle Mikroorganismen, die den menschlichen Darm besiedeln. Es gibt zehn Mal so viele Darmbakterien wie Körperzellen. Eine Vielfältigkeit und ein Gleichgewicht der Darmbakterien sind wichtig für die Gesundheit des Menschen. Viele Stoffwechselprozesse sind auf Bakterien angewiesen.  

Unterschieden werden „gute“ und „schlechte“ Darmbakterien.  

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Entzündungshemmende Bakterien: 
 
Gute Mikroorganismen fördern beispielsweise entzündungshemmende Stoffwechselprozesse. Sie haben eine positive Auswirkung auf das Immunsystem und beugen der Entstehung von Krankheiten vor. 

  • Der Milchsäurebakterienstamm Lactobacillus paracasei bildet ein Enzym, das sogenannte Lactocepin, welches entzündungsfördernde Botenstoffe abbaut, die sogenannten Chemokine. Diese Chemokine sind Teil der Immunabwehr und leiten Abwehrzellen zu den Infektionsgebieten. Bei chronischen Darmerkrankungen ist dieser Abwehrmechanismus gegen Infektionserreger gestört. Chemokine tragen dann dazu bei, dass das angegriffene Gewebe chronisch entzündet bleibt und nicht heilen kann. 
  • Bifidobacterium bifidum verstärkt mithilfe der Zellwand die Produktion entzündungshemmender Immunzellen (T-Zellen) in der menschlichen Darmwand. So wird die Entstehung von Autoimmunkrankheiten und chronischen Entzündungen verhindert. 

  • Anders als bei gesunden Menschen kommt das Bakterium Faecalibacterium prausnitzii , welches über entzündungshemmende Eigenschaften verfügt bei Menschen mit Morbus Crohn in geringerer Anzahl vor. 
  • Bifidobacterium adolescentis kann das Auftreten und die Entwicklung von Colitis (Dickdarmentzündung) durch eine immunmodulierende Wirkung lindern.  
  • Streptococcus thermophilus kann das Wachstum von Krankheitserregern, welche in verschiedenen Lebensmitteln vorkommen können, hemmen. Es weist vor allem antimikrobielle Eigenschaften auf. Das Bakterium besitzt eine Vielzahl positiver Eigenschaften z.B. Säuretoleranz, Salzresistenz und eine antioxidative Wirkung. 

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Entzündungsfördernde Bakterien:  

„Schlechte“ Darmbakterien begünstigen inflammatorische (entzündungsfördernde) Stoffwechselprozesse. Sie fördern verschiedene Krankheiten, Entzündungen oder Infektionen. Zudem schwächen sie das Immunsystem.    

  • Escherichia coli (enterohämorrhagisch) produziert giftige Stoffe, die die Darmschleimhautzellen negativ beeinflussen.  
  • Sutterella sondert Giftstoffe aus, die Entzündungen im Darm begünstigen. Sollten diese Bakterien durch die Darmschleimhaut in den Körper gelangen, setzen sie auch dort Entzündungsprozesse in Gang. Diese können langfristig Erkrankungen wie Diabetes und Fettleibigkeit begünstigen. 
  • Methanobrevibacter produziert ein Gas (Methan), das Blähungen und Verstopfung fördert.  

Probiotika:  

Die regelmäßige Einnahme von biologisch aktiven Produkten ist eine sinnvolle Präventionsmaßnahme bei CED. Probiotika können die Zusammensetzung der Darmflora positiv beeinflussen und Remissionsphasen (Erholungsphasen) chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen verlängern. Außerdem stärken sie das menschliche Immunsystem. Wichtige Vertreter sind Bifidobacterien und Lactobazillen .

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Fazit: 

Die Darmbakterienvielfalt jedes einzelnen Menschen ist individuell. Inwieweit sich das Mikrobiom zusammensetzt, ob entzündungshemmende oder -fördernde Mikroorganismen überwiegen oder wie groß die Vielfalt an Gesamtmikroorganismen ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dominieren allerdings entzündungsfördernde Darmmikroorganismen, dann sind Probiotika ein bedeutender Ansatz eine Symbiose herzustellen und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen vorzubeugen.  

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Quellen:  

D. Biase, P. Lund, 2015: Die Säureregulation von Escherichia coli und ihre Bedeutung für die Pathogenese; online unter: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26003933/ 

J. Czichos, 2018: Wie probiotische Darmbakterien Entzündungen hemmen; online unter:  https://www.wissenschaft-aktuell.de/artikel/Wie_probiotische_Darmbakterien_Entzuendungen_hemmen1771015590632.html 

S. Evivie et al., 2020: Unterdrückende Wirkungen von Streptococcus thermophilus KLDS 3.1003 auf einige lebensmittelbedingte Krankheitserreger, die durch In-vitro-, In-vivo- und genomische Erkenntnisse aufgedeckt wurden; online unter: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32647845/ 

D. Haller et al., 2012: Cell Host & Microbe, Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1016/j.chom.2012.02.006; online unter: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2012/daz-20-2012/mit-probiotika-gegen-entzuendungen  

H. Jang et al., 2019: Die präventiven und heilenden Wirkungen von Lactobacillus reuteri NK33 und Bifidobacterium adolescentis NK98 auf durch Immobilisierungsstress induzierte Angstzustände/Depressionen und Kolitis bei Mäusen; online unter:  https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30979031/ 

R. Verma et al., 2018: Zelloberflächen-Polysaccharide von Bifidobacterium bifidum induzieren die Erzeugung von Foxp3 + regulatorischen T-Zellen; online unter: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30341145/    

T. Zhang et al., 2019: Akkermansia muciniphila ist ein vielversprechendes Probiotikum; online unter: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31006995/  

 

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